Donnerstag, März 28, 2024

Akut dekompensierte Herzinsuffizienz: Therapie mit Ultraschall-Kontrolle

Der Ultraschall der unteren Hohlvene soll bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz zeigen helfen, ob eine Therapie mit Schleifendiuretika wirksam ist.

Bei akut dekompensierte Herzinsuffizienz setzt man normalerweise Schleifendiuretika als medikamentöse Therapie ein. Schleifendiuretika wirken entwässernd und sollen über Reduktion des Füllungsdrucks das Herz-Kreislauf-System entlasten. Eine aktuelle klinische Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) überprüft, ob im Krankenhausalltag eine Ultraschall-Untersuchung der unteren Hohlvene bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz (acute decompensated heart failure, ADHF) helfen kann, im Einzelfall die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie zu bestätigen. Und zwar auch bei einer ausreichend großen Patientenzahl. Das heisst genauer gesagt, dass die CAVA-ADHF-DZHK10-Studie untersucht, ob sich der IVC-Ultraschall der Hohlvene als Ergänzung der klinische Beurteilung bei akut dekompensierte Herzinsuffizienz eignet. Langfristig möchten die deutschen Wissenschaftler die Patienten mithilfe dieser Ultraschalluntersuchung Patienten mit akut dekompensierte Herzinsuffizienz gezielter und besser behandeln können.

 



 

Den Behandlungserfolg bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz genauer beurteilen

Bei einer Herzschwäche ist der Füllungsdruck im Herz erhöht. Denn der normale Füllungsdruck reicht nicht mehr aus, um den gesamten Organismus in jeder Situation ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Dadurch steigt auch der Druck in den Gefäßen vor dem Herzen, wie der unteren Hohlvene. Die Hohlvene zählt zu den größten Venen und leitet sauerstoffarmes Blut aus dem Bauchraum, den Beinen und dem Becken zurück zum Herzen.

Bei einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz (acute decompensated heart failure, ADHF) nimmt der Durchmesser der Hohlvene aufgrund des erhöhten Drucks zu. Außerdem gelangt vermehrt Flüssigkeit in das umliegende Gewebe.

Dabei können eine Infektion, Herzrhythmusstörungen, übermäßige Flüssigkeitsaufnahme sowie eine fehlerhafte Medikamenteneinnahme die Auslöser dafür sein, dass sich eine bislang unbemerkte oder chronische Herzschwäche schlagartig zu einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz entwickelt.

Die Patienten leiden dann bereits in Ruhe unter Atemnot, haben vermehrte Wassereinlagerungen in den Beinen, sind schneller erschöpft und kommen häufig in die Notaufnahme.

 

Herzschwäche mit Schleifendiuretika therapieren

Schleifendiuretika sind hoch wirksame Medikamente, die aufgrund ihrer schnellen und starken Wirkung Mediziner bei Herzinsuffizienz auch Schleifendiuretika einsetzen. Die harntreibenden und blutdrucksenkenden Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika wirken stark entwässernd und entlasten das Herz-Kreislauf-System. Und zwar unter anderem indem sie dort den Füllungsdruck verringern.

Es gibt jedoch keine genauen Parameter, an denen sie festmachen können, wann die Behandlung erfolgreich abgeschlossen ist. Dafür stehen ihnen traditionell klinische Zeichen zur Verfügung. Etwa ob der Patient abgenommen hat, da jetzt nicht mehr so viel Wasser eingelagert ist. Oder ob er wieder besser Luft bekommt. Diese Zeichen sind jedoch nicht sehr spezifisch für die Herzinsuffizienz.



 

Vor und während der Behandlung die untere Hohlvene der Patienten mit Ultraschall untersuchen

Diese Wissenslücke soll die klinische Studie CAVA-ADHF-DZHK10 schließen. Vor und während der Behandlung untersuchen die Ärzte die untere Hohlvene der Patienten mit Ultraschall. So wollen sie überprüfen, ob sich der Durchmesser der Vene unter der Therapie wieder verringert. Und ob das ein geeigneter Parameter ist, um abzuschätzen, ob die Behandlung ausreichend ist. Oder ob man den Patienten besser ein paar Tage länger behandeln beziehungsweise die Dosis der Schleifendiuretika erhöhen sollte.

Wenn sich diese Annahme bestätigt, müssen weitere klinische Studien belegen, dass die Ultraschalluntersuchung zu einer gezielteren Behandlung und damit auch zu einem günstigeren Krankheitsverlauf bei akut dekompensierter Herzinsuffizienz führen kann.

Bei über 65-Jährigen in unseren Breiten ist die akut dekompensierte Herzinsuffizienz der häufigste Grund für eine Krankenhausbehandlung. Innerhalb von sechs Monaten kommt rund die Hälfte der Patienten erneut ins Krankenhaus und die wiederholten Aufenthalte verschlechtern ihre Prognose.

 

Schlussfolgerungen und Einschränkungen

Im Grunde genommen unterliegt die Ultraschall-Untersuchung der unteren Hohlvene aber mehreren Einschränkungen. Das sind Fettleibigkeit, Blähbauch (Meteorismus) oder andere anatomische Hindernisse, die eine Visualisierung der Hohlvene durch den Ultraschall ausschließen. Die Notwendigkeit einer nicht-invasiven oder invasiven Beatmungsunterstützung zu Studienbeginn ist ebenfalls ein Ausschlusskriterium.

Weiter muss mann die IVC-Ultraschalluntersuchung bei Patienten mit einer sich verschlechternden Herzinsuffizienz unterbrechen. Und zwar wenn die Patienten während der Behandlung im Krankenhaus eine Überdruckbeatmung benötigen. Darüber hinaus bewertet der IVC-Ultraschall nur rechtsseitige Staus.

Bei Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz ist die Beurteilung der Effektivität der Behandlung ein alltägliches klinisches Problem. Wenn die CAVA-ADHF-Studie vielversprechende Ergebnisse zeigt, dann sollte eine ausreichend leistungsfähige Studie diesen Ansatz bestätigen.




Literatur:

Jobs A, Vonthein R, König IR, Schäfer J, Nauck M, Haag S, Fichera CF, Stiermaier T, Ledwoch J, Schneider A, Valentova M, von Haehling S, Störk S, Westermann D, Lenz T, Arnold N, Edelmann F, Seppelt P, Felix S, Lutz M, Hedwig F, Borggrefe M, Scherer C, Desch S, Thiele H. Inferior vena cava ultrasound in acute decompensated heart failure: design rationale of the CAVA-ADHF-DZHK10 trial. ESC Heart Fail. 2020 Jan 28. doi: 10.1002/ehf2.12598. [Epub ahead of print]


Quelle: http://www.dzhk.de

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