Dienstag, April 23, 2024

Aktionstag Gesundheit

7. Aktionstag Gesundheit OÖ: Früherkennung und Betreuung chronisch Kranker im Mittelpunkt.

Mehr als 600.000 Österreicherinnen und Österreicher leiden an einer chronischen Erkrankung. Entsprechend bedeutsam sind Früherkennung und Prävention. Im Rahmen des 7. Aktionstags Gesundheit OÖ, der gestern, Mittwoch, im ORF Landesstudio Oberösterreich veranstaltet wurde, hatten rund 1.000 Besucher die Möglichkeit, sich bei freiem Eintritt umfassend bei über 20 Ausstellern zu verschiedenen Gesundheitsthemen zu informieren. Der Aktionstag ist eine gemeinsame Initiative der Apothekerkammer Oberösterreich, dem Verein AM Plus, dem Land Oberösterreich, der Gebietskrankenkasse Oberösterreich und dem ORF Landesstudio Oberösterreich.

Publikumsmagnet Nr. 1: die interaktive Mess-Straße

Auch dieses Jahr war die interaktive Mess-Straße der größte Anziehungspunkt. Alle Interessierten konnten Gesundheitschecks durchführen lassen und sich ausführlich und individuell zu ihren Fragen beraten lassen. Die Mess-Straße umfasste u.a. folgende Stationen: ABI-Messung (Knöchel-Arm-Index), Blutdruck-Messung, Blutzucker und HbA1c, Gefäßaltermessung, Herzrhythmus-Messung, Hörtest, Spirometrie und Hämoglobinwert.

Für Dr. Johannes Jetschgo, Chefredakteur des ORF Oberösterreich, der die Begrüßungsrede hielt, war klar: „Gesundheit ist ein Quotenbringer, denn das Thema betrifft jeden.“ Das Interesse an Gesundheit nimmt dabei immer mehr zu. Jetschgo: „Der ORF setzt mit der Reihe ‚Bewusst gesund‘ einen eigenen Schwerpunkt und legt besonders Wert darauf, Information gezielt mit Experten anzubieten, um die Qualität sicherzustellen.“

Politik und OÖGKK mit an Bord

Die Landespolitik war am Vormittag mit Gesundheitslandesrätin Mag. Christine Haberlander und am Nachmittag mit Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzerprominent vertreten. Seitens der Sozialversicherung nahm Dir. Mag. Dr. Andrea Wesenauer teil, Direktorin der Gebietskrankenkasse Oberösterreich. Aus Sicht von Gesundheitslandesrätin Haberlander ist es „enorm wichtig, sich Zeit für die eigene Gesundheit zu nehmen und sich zu informieren, was es braucht, um möglichst lange gesund zu bleiben und hohe Lebensqualität zu erhalten.“ Prävention, so die Landesrätin, ist das Um und Auf – das reicht von Ernährung über Bewegung bis hin zu ausreichend Schlaf.

LH Stelzer ging auf die demographischen Herausforderungen und die Bedeutung von übergreifender Zusammenarbeit ein: „Die steigende Lebenserwartung bedeutet, dass wir darauf schauen müssen, gesünder älter zu werden. Deswegen gibt es Kooperationen des Landes Oberösterreich mit Interessensvertretungen und Gemeinden, um die Menschen zu erreichen und zu vermitteln: Ihr müsst euch um eure Gesundheit kümmern“, sagte Stelzer.

Für OÖGKK-Direktorin Wesenauer stand die Krebsvorsorge im Mittelpunkt: „Für die Krankenkasse ist das ein zentrales Thema. Je früher Krebs diagnostiziert wird, umso besser kann man ihn behandeln. Daher ist es uns ein großes Anliegen, unseren Versicherten Vorsorgeprogramme zur Verfügung zu stellen, etwa das Mammascreening oder die Darmkrebsvorsorge“, sagte Wesenauer.

Gemeinsam für die Patienten

Die Kooperation zum Wohl der Patienten ist Apothekern und Ärzten gleichermaßen wichtig. „Im Zuge des Aktionstages stellen wir gemeinsam mit unseren Partnern ein breites Angebot an speziellen Beratungs- und Serviceleistungen vor. So ist es den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern möglich, sich gezielt zu informieren“, sagte Mag. pharm. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich. Entscheidend ist dabei, dass die Menschen sich präventiv um ihre Gesundheit kümmern und nicht erst dann, wenn es zu spät ist. Das unterstrich auchDr. Erwin Rebhandl, Präsident von AM Plus: „Im Gesundheitssystem ist es wichtig, dass Früherkennungsmaßnahmen gesetzt werden. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten enorm bedeutsam, gerade bei chronischen Erkrankungen. Als gutes Beispiel für die funktionierende Kooperation zwischen Apothekern, Ärzten und vor allem Patienten möchte ich ‚Therapie aktiv‘ nennen“, sagte Rebhandl.

Schwerpunktthemen: Diabetes und Onkologie

Aus Sicht von Prim. Univ.-Prof. Dr. Erich Pohanka, Vorstand der II. Medizinischen Abteilung am Kepler Universitätsklinikum, „sind das eigentliche Problem beim Diabetes die Langzeitschäden. Vor allem die Gefäße sind betroffen. Das stört die Mikrozirkulation und wirkt sich in der Folge unter anderem auf die Organe aus, etwa auf die Niere – fast zwei Drittel der Dialyse-Patienten haben auch Diabetes.“ Als Präventionsmaßnahme empfiehlt Pohanka, sich an die acht goldenen Regeln der Nierengesundheit zu halten. Dazu gehören u.a. regelmäßiger Sport, die wiederkehrende Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker, gesunde Ernährung und gesunde Trinkmengen.

Zum Thema Onkologie erklärte Prim. Univ.-Prof. Dr. Andreas Petzer, Vorstand der Abteilung Interne I am Ordensklinikum Linz, dass sich hinsichtlich der häufigsten Krebserkrankungen Verschiebungen beobachten lassen: „Lungenkrebserkrankungen nehmen bei Frauen zu, was v.a. auf das Rauchen zurückzuführen ist, während Magenkrebs insgesamt rückläufig ist“, führte Petzer aus. Auch in der Überlebensrate gibt es Veränderungen. Petzer: „Durch neue, weiterentwickelte Behandlungsmethoden wie zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien können immer mehr Krebsarten in eine chronische Krankheit bei guter Lebensqualität übergeführt werden.“

Problemfeld Volkskrankheiten

Für Priv.-Doz. OA Dr. Thomas Weber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie, ist Bluthochdruck eine echte Volkskrankheit: „Jeder Dritte bis Vierte ist betroffen. Es gibt dabei ganz klare Zusammenhänge zwischen dem Bluthochdruck, dem Gefäßalter und Herz-Kreislauferkrankungen“, führte Weber aus. Im Rahmen eines mit der oberösterreichischen Apothekerkammer durchgeführten Projekts wurde seit Jänner 2017 bei über 9.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern das Gefäßalter gemessen. „Das erfolgt ähnlich wie beim Blutdruck über eine Manschette“, so der Experte. Die Zusammenarbeit mit den Apotheken ermöglicht den Menschen einen niederschwelligen Zugang. Weber: „Die Apotheker schicken Menschen mit bedenklichen Werten zum Arzt, der die Diagnose Bluthochdruck sichern und eine entsprechende Behandlung einleiten kann.“ Alarmierend: Viele Menschen mit erhöhtem Blutdruck wussten bis zur Messung nichts davon.

Eine weitere Volkskrankheit ist Rheuma – in Oberösterreich leiden etwa 200.000 Menschen daran. Eine möglichst frühe Diagnosestellung ist daher enorm wichtig. Nur wenn die medikamentöse Behandlung und die notwendigen Lebensstiländerungen frühzeitig beginnen, können die zerstörerischen Langzeitfolgen rheumatischer Erkrankungen verhindert bzw. verzögert werden. „Menschen, die von ihrer Krankheit noch nichts wissen, kommen oft in die Apotheke mit ihren Beschwerden. Wir Apotheker versuchen, die Patienten schnellstmöglich zur ärztlichen Abklärung weiter zu verweisen“, sagte Mag. pharm. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich.

An Diabetes leiden in ganz Österreich rund 400.000 Menschen, ging Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi ein, Facharzt für Innere Medizin, Vorstandsmitglied der Österreichischen Diabetesgesellschaft, Koordinator der Diabetesleitlinien Österreichs Konventhospital Linz, Barmherzige Brüder: „Diabetes ist eine chronische und nicht ungefährliche Erkrankung“, hielt Clodi fest. Clodi: „Die Diagnose stellt der Hausarzt. Das geht relativ einfach und schnell.“ Präventive Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und Gewichtsabnahme reduzieren das Risiko, an Diabetes zu erkranken.  Der wesentliche Faktor in der langfristigen Betreuung von Diabetikern sind ganz klar die Hausärzte und Hausärztinnen, betonte der Experte.

Primär: Versorgung

Das Thema Primärversorgung durfte ebenfalls nicht fehlen, zumal es in Oberösterreich mit Enns bereits eine gut funktionierende Primärversorgungseinheit (PVE) gibt. Weitere Zentren sind in den kommenden Monaten geplant, u.a. in Haslach. Was eine PVE ausmacht, führte Dr. Erwin Rebhandl aus, Allgemeinmediziner und Präsident von AM Plus:  „In einer PVE arbeiten mehrere Ärzte und andere Gesundheitsberufe, etwa Physiotherapie, Hebammen, Pflege etc. zusammen. Der Vorteil ist die Bündelung verschiedener Kompetenzen an einem Ort. Für Menschen mit chronischen Erkrankungen ist die Betreuung durch ein Team wichtig, wobei die Therapie auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt wird.“

Netzwerke und Beratung

Als letzter Vortragender ging Mag. pharm. Thomas Veitschegger, Präsident der Apothekerkammer Oberösterreich, noch einmal auf die Bedeutung von Netzwerken und professioneller Beratung ein. „Dank eines gut ausgebauten und flächendeckenden Netzwerks sind Österreichs Apotheken ein sehr wichtiger Faktor für das gut funktionierende Gesundheitssystem in unserem Land“, sagte Veitschegger. Das Spektrum der Dienstleistungen reicht von Betreuung und Beratung gesunder Menschen über akut Kranke bis hin zu chronisch kranken Menschen, führte Veitschegger aus. Deshalb ist es von höchster Relevanz, dass die Apothekerschaft entscheidend in die Versorgungsprogramme miteinbezogen wird, so Veitschegger weiter. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen bzw. der verschiedenen Versorgungsstrukturen sei dabei für Patienten und deren Angehörige entscheidend. In diesem Sinne bedankte sich der Präsident abschließend bei allen Kooperationspartnern und den zahlreichen Besuchern für einen weiteren gelungen Aktionstag Gesundheit OÖ.

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